Unkraut - 2014

Fitzgerald Kusz


Unkraut sollte es in den Gärten einer Reihenhaussiedlung eigentlich gar nicht geben. Dementsprechend eifrig und gründlich gehen die Bewohner bei der Pflege ihrer Gärten zu Werke. Man trifft sich regelmäßig zum Grillen und blickt zufrieden auf den stets kurz geschorenen Rasen. Die friedliche Idylle wird durch nur den neuen Nachbarn Krause gestört, der in seinem Garten das Gras wachsen lässt und damit das schöne, einheitliche Bild der Siedlung zerstört...

 

Doch der Garten des Lehrers Krause beleidigt nicht nur das Auge der Alteingesessenen, sondern zieht auch durch den Flug von Unkrautsamen sowie die unkontrollierte Vermehrung von Maulwürfen den Zorn der Nachbarschaft auf sich. Die Nachbarschaft sucht nun Wege, um sich der Bedrohung zur Wehr zu setzten. Denn: „Wer seinen Garten verwildern lässt, mit dem kann man nicht reden". Beim Kaffeetrinken auf der Terrasse liegen die Nerven blank. Als kurz darauf eine frisch eingepflanzte Rose aus einem Garten verschwindet, gehen sogar die befreundeten Nachbarn aufeinander los.

 

Fitzgerald Kusz stellt seine Figuren, drei Ehepaare und einen Single, nicht als abstrakte Spießbürger-Typen dar, sondern als "Leute wie Du und ich", die sympathische und weniger sympathische Charakterzüge in sich vereinigen. Sie streiten sich und vertragen sich wieder - immer aber beargwöhnen sie sich mit einem gewissen Misstrauen. Ihre Unfähigkeit und Hilflosigkeit zu menschlichen Beziehungen findet ihren Ausweg im gemeinschaftsstiftenden Hass auf den andersartigen Nachbarn, den es mit allen Mitteln in die Flucht zu schlagen gilt.

 

 

Zum Autor

 

Fitzgerald Kusz, der Autor des Stücks "Unkraut", zählt zu den wenigen Vertretern des kritischen Dialekttheaters in Deutschland. Seine Theaterstücke spielen zumeist im kleinbürgerlichen Milieu. Anders als in den traditionellen Volks- und Bauernschwänken werden die Geschichten aus dem "wahren Leben" realitätsnah und zeitkritisch präsentiert. Zusammen mit Autoren wie Rainer Werner Faßbinder, Franz Xaver Kroetz und Martin Sperr ("Jagdszenen aus Niederbayern") hat Kusz zu einer Renaissance des sozialkritischen Volkstheaters in der Tradition Ödon von Horvaths und Marieluise Fleißers beigetragen.

Mit seinen Theaterstücken eröffnet Kusz dem Zuschauer einen außergewöhnlich realitätsnahen Blick auf das Leben in der kleinbürgerlichen Provinz. Seine teilweise boshafte Kritik an latent vorhandenen Vorurteilen, Fremdenhass und Doppelmoral wird stets durch eine liebevolle Zeichnung der Charaktere begleitet.  Seine Stücke scheinen direkt aus dem Leben zu entspringen, sie sollen laut Kusz keine langweilige soziologische Versuchsanordnung sein: "Lachen ist erlaubt! Vielleicht führt vom Zwerchfell eine direkte Verbindung zum Hirn?"